Ottawa – Kleine Hauptstadt fürs zweitgrößte Land der Welt

Meine nächste Station nach Montreal ist die Hauptstadt Kanadas. Sie liegt fast auf dem Weg nach Toronto, es bot sich also an, einen kleinen Abstecher dorthin zu machen. Was soll ich sagen, für eine Hauptstadt des zweitgrößten Landes der Erde ist es ein beschauliches kleines Städtchen. Neben dem Parlament sind viele behördliche Verwaltungen hier sowie ein großer Armee-Stützpunkt. Außerdem gibt’s eine Universität.

Meine Unterkunft war diesmal hinter Gittern. Ein ehemaliges Gefängnis, das zum Hostel umgebaut wurde. Und nach der Tour, die gab es täglich um 11 Uhr für umme, war mir schon etwas mulmig. Krasse Sachen sind in diesem Gebäude passiert. Und irgendwie haben mich die Zellenflure an den Film „The Green Mile“ erinnert. Das Gefängnis wurde 1862 gleich neben dem Gericht gebaut, die Häftlinge wurden schnurstracks vom Gerichtssaal via Tunnel in den Knast gebracht. Wegen unzumutbarer Umstände wurde der Knast 1972 dicht gemacht und gleich von HI zum Hostel umgebaut. In den Einzelzellen auf Level 4 wird heute nur noch geduscht.

Bei Straßenbauarbeiten wurden hunderte Leichen direkt neben dem Gebäude gefunden, darunter vermutlich viele Häftlinge, die unter mysteriösen Umständen „gestorben“ sind. Es darf vermutet werden, dass zig Häftlinge von Bediensteten umgebracht wurden. Es gibt einen Galgen innerhalb des Gefängnisses, den es eigentlich gar nicht geben dürfte. Offiziell wurden dann wohl irgendwelche Krankheiten als Todesursache angeführt, wie so oft. Es gab damals sog. Quarantäne-Zellen, in die man, bei Seuchenverdacht, für 3 Monate gesteckt wurde. Auch ohne Seuche hat diese 3 Monate fast niemand überlebt. Es gab zudem einen Kerker in den man gesteckt wurde, wenn man sich nicht korrekt benommen hatte. In einem Raum ohne Fenster wurde man für 23 Std. und 45 Min. mit dem Gesicht nach unten am Boden gefesselt. Für 15 Minuten durfte man raus. Die Dauer der Isolierhaft variierte zwischen Wochen und Monaten. Da fragt man sich schon, wer sich so eine perverse Scheiße ausdenkt.

Damals brauchte es nicht viel, um hinter Gittern zu landen. Wenn ein Mann seine Frau loswerden wollte hat er einfach behauptet, sie sei verrückt. Wenn sie bei der anschl. Untersuchung dann (vermutlich zu recht) ausgerastet ist, saß sie quasi schon im Gefängnis. Ach ja, diese gute alte Zeit …

Vielleicht sind noch alte Seelen im Hostel unterwegs. Es gibt wohl ein Foto, wo zwei Mädels vor den Zellen posieren. Gleich daneben ein Gesicht mit einem für die damalige Zeit typischen Wärterhut. Das Foto soll bereits mehrere Male im Internet gelöscht worden sein, HI stellt es immer wieder ein. Leider konnte ich es nicht finden auf Fb.

Eins muss man den KanadierInnen ja lassen, sie sind einfallsreich. Seitdem Obama bei seinem Besuch in Ottawa einen dieser Kekse in die Hand gedrückt bekommen hat heißen die Dinger Obama Cookies und sind ein Verkaufschlager.

Nächster Halt: Toronto

PS. Wer sind die berühmten fünf Frauen? Die Antwort gibt’s auf Wikipedia, Stichwort: ‚The Famous Five‘