Québec City – ganz viel Europa mitten in Nordamerika

Long time no see, I know. Aber so ist das, wenn man während der Woche arbeiten geht, sich abends mit den KollegInnen trifft und am Wochenende auch unterwegs ist. Weil, wenn ich schonmal hier bin, muss man die Zeit ja nutzen, woll.

Letztes Wochenende hab ich mich nochmal rausgetraut in die kanadische Wildnis. Kleiner Scherz. Es ging nach Québec City, die (architektonisch gesehen) europäischste Stadt Nordamerikas.

Mit einem shared ride (Mitfahrgelgenheit) ging’s Richtung Norden. Anni war meine Fahrerin, Anfang 50 und sehr sicher im Fahren ihres Hyundai Accent. Sowas ist immer beruhigend. Erst ging es auf schlechte Stadtautobahn-Straßen anschl. auf bessere Überland-Autobahnen, die hier Autoroute heißen, wir sind ja in Quebec, nicht wahr. Die gut 2-stündige Fahrt war recht unspektakulär, es ging vorbei an kleineren Städten, Wohnsiedlungen, Feldern.

In Québec City angekommen ging’s mit dem Bus ins Zentrum. Man muss hier immer passend zahlen im Bus, der/die FahrerIn hat kein Wechselgeld. Google Maps ist übrigens mein bester Freund geworden. Während man im Bus sitzt bekommt man die genaue Position auf der Karte im Smartphone angezeigt und weiß somit, wo man aussteigen muss. Mega praktisch in Städten oder Gegenden, die man nicht so gut kennt.

Ich hatte mir ausnahmsweise mal kein Hostel/airbnb/Couchsurfing im Voraus gebucht, da die Hauptsaison zum Reisen hier eigentlich schon vorbei ist. So hab ich erstmal die Stadt erkundet, zu Fuß natürlich.

Los ging’s in der Altstadt, die übrigens seit 1985 Weltkulturerbe ist. Durch’s Stadttor, an den Befestigungsanlagen entlang und einfach kreuz und quer durch die City. Mit dabei war auch das (angeblich) meistfotografierte Hotel der Welt, das Château Frontenac. Und damit das so bleibt, hab ich natürlich auch ein Foto davon gemacht:

Am späten Nachmittag hab ich mir dann ein Hostel vor Ort gesucht. Ohne große Recherche ging’s gleich zum HI (Hostelling International), da weißte was du hast. Mit denen hab ich in Australien nur gute Erfahrungen gemacht. Man könnte sagen „Es ist zwar etwas teurer, dafür ist man unter sich“.

Als ich oben auf der Zitadelle stand um vom (angeblich) meistfotografierten Hotel ein Foto zu machen standen Deutsche hinter mir. Als ich sagte „Höre ich da ein bisschen Saarland?“ herrschte erstmal beschauliche Ruhe. Die fanden’s wohl nicht so geil 🙂 Ausgerechnet das Saarland! Mit den jungen Leuten kam ich kurz ins Gespräch, die Eltern hatten wohl keine große Lust (oder waren noch geschockt).

Nach einer etwas unruhigen Nacht (Nachtschwärmer auf den Straßen verkürzen die Traumphase nur unwesentlich) ging’s am nächsten Morgen zu den Wasserfällen. Ein kleiner Vorgeschmack auf die Niagra-Fälle. Die Montmorency Falls. 83 Meter geht’s runter und somit 30 Meter tiefer oder höher als die Niagaras.

Erst dachte ich noch. Ok. Gesehen. Fotografiert. Gut is‘. (Mein Ausgangspunkt war die Hängebrücke.) Wer ist denn so bescheuert und rennt die ganzen Stufen runter und anschließend wieder rauf?!

Unten angekommen war das schon sehr spektakulär, nass und laut! Mit Müh‘ und Not konnte ich Fotos von ganz nah machen, es war schon ’ne Kunst für sich, das Objektiv wasserfrei zu halten. Unmöglich! So ein Wasserfall eignet sich bestimmt auch hervorragend, die Kamera zu ruinieren. Meine hat’s überlebt. Hat sich im australischen Wüstensand wohl oder übel an Outdoor-Konditonen gewöhnen müssen. Ihr habt die Treppenstufen auf den Bildern gesehen?! Beim Raufgehen hab ich sie einfach mal aus Spaß gezählt: Wenn man von der rechten Seite hochgeht sind’s 478! Ohne Gewähr natürlich. Daily workout: check!

Mein shared ride zurück war mit Silvie, Anfang 40, Flugbegleiterin bei AirTransat. Interessante Unterhaltung, habt ihr gewusst, dass es einen Kodex zwischen PilotInnen und FlugbegleiterInnen gibt?! Sozusagen eine Geheimsprache. Im Falle einer Geiselnahme gibt es ein geheimes Kommando innerhalb der Crew, für Außenstehende nicht als solches zu erkennen. Is‘ eigentlich logisch, hatte ich mir bis dato jedoch nie Gedanken zu gemacht.

Mein nächster Blogeintrag handelt dann von meinem Leben hier in Montreal (auf Twitter zu finden unter #MTL). Ich bleibe noch bis Ende September. Dann geht’s aber endgültig weiter Richtung Ottawa, Toronto, Niagara-Fälle. Es wird mir vermutlich nicht leicht fallen, mein mittlerweile schon ansehnliches Social Network hier hinter mir zu lassen. Gute Zeiten, coole Leute und ’ne angenehme ’summer breeze‘. Habt ihr gewusst, dass Montreal auf dem gleichen Breitengrad liegt wie Bordeaux und Venedig?!

Ich versuche, den nächsten Blogeintrag zeitnah zu fertigen. MTL-Finale!

PS. Natürlich verfolge ich die Nachrichtenlage in Deutschland und bekomme mit, dass die neue deutsche Willkommenskultur die Flüchtlinge betreffend sogar im Guardian und in der New York Times gefeiert wird. Dass Flüchtlingsheime völlig überfüllt sind. Dass weitere Flüchtlingsströme erwartet werden. Umso dämlicher komme ich mir hier mit meinen Reisegeschichten vor. Deshalb wird mein nächster Eintrag ein bisschen politisch und dreht sich auch um die kanadische Einwanderungspolitik. Stay safe!

6 Kommentare

  1. She’s back! Nice to read from you 🙂
    Ganz ehrlich – sei froh, dass du Reiseberichte verfassen kannst und nicht im dt. Sumpf steckst… Bleiben Sie uns gewogen und reisen Sie sicher, Frau Becherovka !!

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  2. Hey Babe, schöne Gegend, kenne ich auch (nur nicht so gut).
    Was macht die Suche nach dem schönen Holzfäller?
    Jörg (Neu-H.-Bach)

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    • Hi Jörg, schön von dir zu hören! Mmh, Holzfäller? Den treffe ich vermutlich eher in der Dorfkneipe in Neuheilenbach als in Montreal 😉

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  3. Hi Tanja, freue mich immer, von dir zu lesen! Macht Spaß – und dann noch die tollen Fotos…etwas neidisch…;o) Viiiel Spass weiterhin wünscht der Jochen

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