A bixi a day keeps the doctor away #MTL #BixiMTL #Radfunk

Die 9 Tage und 10 Nächte gingen wie im Nu vorbei. Es war grandios, mit dem Bixi kreuz und quer durch die Stadt zu cruisen.

Wir sind die Coolsten, wenn wir cruisen, wenn wir durch die City düsen…

Meine Bixi-Bilanz im Kurzurlaub bescheinigt mir 140 gefahrene Kilometer als Summe für 34 trips. Not too bad, eyh!

In meinem alten Hood St. Henry ist die Megabaustelle auf der Notre Dame fertig, auch in Laurier sind die Straßenarbeiten erledigt: verkehrsberuhigt und mit ausreichend Platz für den Radverkehr – in beide Fahrtrichtungen. Übrigens ist diese Straße die am stärksten frequentierte Fahrradstraße Montreals mit mehreren Hundert Bikes pro Tag!

An anderen Ecken der Stadt sind die Schlaglöcher jedoch schon so groß, dass man sich reinlegen könnte. Die Arbeit geht halt nie aus, kein Wunder bei regelmäßig -30 Grad Celsius im Winter, tagsüber versteht sich. Wenn man mit anderen Bikern spricht, beschweren die sich jedoch regelmäßig über ‚dritte Welt‘ Verhältnisse i.S. Fahrradwege in Montreal und dass man da in Europa schon viel weiter sei.

Das Leben draußen spielt sich in MTL vor allem im Frühling, Sommer, Herbst ab. Der Sommer ist klasse, unzählige umsonst-und-draußen Events buhlen um Besucher.

Ich konnte natürlich nicht Heimfahren, ohne noch von der Polizei angehalten zu werden: eines Abends wurde ich von einem Fahrrad-Polizisten rausgewunken, als ich gerade von einer Brücke über den Canal gefahren bin. Mein Vergehen: man durfte hier das Rad nicht fahren, sondern nur schieben. Während ich versuchte, die Auswirkungen von 2 Gintonic und 2 Weißwein zu unterdrücken, erteilte mir der Officer Belehrungen im kanadischen Verkehrsrecht um mich anschließend zu fragen, ob man in Deutschland (er wäre noch nie dort gewesen) auf der rechten oder linken Seite fahre (an dem Punkt war ich mir dann nicht mehr sicher, ob er nicht auch schon 2 Gintonic und 2 Weißwein intus hatte), weil in Kanada würde man ja rechts fahren. Ich ließ mich (professionell wie ich bin) zu keinem herablassenden Kommentar hinreißen, sondern beteuerte natürlich weiter, dass ich ja keine Ahnung gehabt hätte, was ich da tue (stupid me knows how to act stupid).

Es blieb bei einer Verwarnung und einem Foto meiner ID, er wolle mir schließlich nicht den Urlaub ruinieren. Beim nächsten Verstoß müsse ich jedoch 150$ zahlen! Beim dt. Stammtisch erzählte man mir dann, dass die Strafen erst vor kurzem erhöht wurden, was vermutlich der Grund für die Kontrolle gewesen sei.

Anonsten war alles easy going, ich war ja im Urlaub 🙂 Auf diversen Partys hab ich mich stets als ‚Tanya from Cologne, Germany‘ vorgestellt. Wenn jemand mal nicht direkt wusste, wo Köln liegt, hab ich es mir nicht nehmen lassen noch ein spitzzüngiges ‚Hashtag NewYearsEve‘ anzuhängen, was die meisten aber echt nicht lustig fanden. (Soll mal eine sagen, nur in Deutschland ginge man zum Lachen in den Keller.) Irgendwie haben es die Medien auch nie aufgklärt, dass man als Frau alleine nachts in Köln weiterhin sehr sicher ist.

Vermutlich fragen sich nun einige von euch, wann ich denn jetzt endlich auswandere! Na klar, es ist ja auch alles viel besser außerhalb Deutschlands. In Kanada ist schlichtweg alles perfekt, das Land in dem Milch und Ahornsirup fließen. Es gibt nur mehrere kleine Haken: I don‘t like the Amercian way of life that much. Alles XXL und one way. Gechlortes Leitungswasser ist nicht wirklich lecker. Für Ausländer ohne Studium und Französischkenntnisse muss man jobtechnisch erst mal alles nehmen, was sich so anbietet. 10 Urlaubstage, limitierte sick days, jobs ‚on call‘. Und das schlimmste, ein Bier kostet in der Kneipe mind. 5 oder 6$! Plus tip! Hallo???

Kanada profitiert unglaublich von seinem Image als Einwanderungsland, aber so geil ist es dann doch nicht (finde ich). Viele Kanadier wissen auch oft nicht, wie es woanders läuft, wenn sie von ihrem Land schwärmen. Von Bildungsurlaub hat dort noch nie jemand etwas gehört. Lohnfortzahlung bis zu 4 Wochen im Krankheitsfall? Eine Krankenversicherung inklusive Zahnversicherung? 31 Urlaubstage? Günstige Handytarife? Günstige Milchprodukte? EU-Verbraucherschutz?

Ich versteh manchmal nicht, warum unser Volk oft an diesem undefinierbaren Selbsthass/Komplex leidet umd warum wir alles sein wollem, nur bloß nicht „typisch deutsch“. Und woanders ist es ja eh besser, das wissen wir ja spätestens seit der 879. Folge von ‚Goodbye Deutschland – Die Auswanderer‘.

Auch wenn sich vielleicht der ein oder die andere gewünscht hätte, dass ich nicht mehr wiederkomme 😜 Nein, so einfach ist das mit dem Auswandern dann doch nicht. Und bis auf Australien kommt da sowieso kein Land für mich in Frage, und der Ozzi-Zug ist eh abgefahren. But don’t get me wrong, Kanada ist ein tolles Land zum Urlaub machen!

Was macht das Leben in Montreal aus? Ja, es gibt eine hohe Lebensqualität während des Sommers, im Winter nicht so. Es gibt tolle Freizeitangebote in und außerhalb der Stadt. Arbeits- und kohletechnisch bin ich in Köln aber top zufrieden, ich hab nen Job, der mir Spaß macht und verdiene genug Geld, der Nationalparl Eifel, die Wasserski-Piste in Langenfeld, die Mosel, Europa und seine tollen Großstädte sind nicht weit weg, Freunde und Familie wohnen um die Ecke.

Mein Gefühl ist, das wir mal aufhören sollten, auf diesem hohen Niveau zu jammern. Viele wissem auch gar nicht, was es heißt, sich in einem fremden Land eine Existenz aufzubauen, und in welchem Reichtum wir hier in Deutschland leben. Und dass sich andersherum die deutsche Realität nicht nur auf SPIEGEL online abspielt sondern auf der Straße.

Liebe Leute, das war mein vorerst letzter Blogeintrag, back to real life!

Be real, be raw, be happy 😊🙏🍋

#CarpeDiem #JederJeckIsAnders

2 Kommentare

    • Sehr ansprechend geschrieben, WIE IMMER eben, meine Liebe 😉
      Hab einen schönen Trip back — ich mochte especialemente das *pretty fly for a WIFI* 😀 –> mein Niveau, (oder doch Nivea??)

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