Sunsets, Reggae & Burritos – My #Tuff life in #Tofino

Mit der Fähre ging es nochmal von Vancouver nach Victoria. Im Bus zum Skytrain sollte kurz der Granville Street der Fahrerwechsel stattfinden, jedoch fehlte die Ablöse. Ein Fahrgast meinte, dass das ja nicht zum ersten Mal vorkomme. Wäre mir im Grunde egal, aber es war halt nicht so, als dass ich besonders früh dran gewesen wäre … Also erstmal Bus wechseln und weiter mit dem Skytrain ab ‚City Centre‘ Richtung Flughafen. In Bridgewater angekommen erstmal Ernüchterung, der nächste Bus zum Terminal kommt erst in 40 Minuten, d. h. ich werde die 13 Uhr Fähre verpassen. Neben mir auf der Bank sitzen zwei junge Typen, die auch zur Fähre wollen. Wir beschließen, uns ein Taxi zu teilen, um nicht 2 Stunden auf die nächste Überfahrt zu warten.

Einer der beiden stammt aus Victoria und besucht seine Familie. Auch er hat schon ein Auslandsjahr in Australien hinter sich. Der andere ist gerade erst aus Kambodscha zurück wo er Englisch unterrichtet hat, auch er fährt zurück in seine Heimatstadt Victoria. Diese Globetrotter … Wir erwischen die Fähre dank Schweinsgalopp, mein Gepäck muss ich leider komplett selbst an Bord schleppen, der Buggage-Schalter hat schon zu.

In Victoria angekommen gehts ins (crappy) Ocean Island Inn Backpackers zu Jörn und Timo. Der Nachteil wenn man monatelang im Hotel-Business gearbeitet hat: Man guckt ein bisschen genauer hin und man lässt den Angestellten ihre Unfreundlichkeit nicht mehr durchgehen. Genau wie zugestellte Zimmer (ist hier in Kanada vermutlich auch illegal) oder ein Frühstück, das den Namen nicht verdient. Es gibt geile Hostels, mit Leuten, die echt Bock auf Hospitality haben. Und es gibt halt die Kack-Hostels wo’s einfach scheiße ist und die Leute nur die Kohle einsacken. Beide bekommen von mir ne Bewertung auf TripAdvisor oder Google, ganz umsonst.

Nach ein paar Draft-Bierchen und einer kleinen Bierdusche (danke Jörn ;-)) im ‚The Local‘ gehts am nächsten Morgen mit stinkiger Hose nach Tofino. Zumindest so grob. Es ist eine Übernachtung auf dem Weg geplant, wo genau ist noch unklar. Zwei Stunden vor Sonnenuntergang finden wir einen Campingplatz. Meine erste Camping-Erfahrung in Kanada. Die Temperaturen sind ja mittlerweile frühlingshaft, sodass einem nicht mehr die Zehen abfrieren, wenn man im Auto schläft.

In Tofino angekommen machen die Jungs sich auf die Suche nach einer günstigen Bleibe nachdem sie mich im HI Hostel abgesetzt haben. Es ist zwar etwas teurer, dafür ist man nicht unter sich. Für eine Nacht muss ich stolze 40$ CAD berappen und es haben gefühlt 80% deutschsprachige Menschen eingecheckt. Tofino ist das mit Abstand teuerste Hostel-Pflaster Kanadas. Na dann bin ich ja mal gespannt, was der Ort so zu bieten hat.

Meine Roommies haben schon mal Stil und schlafen aus! Endlich normale Leute!

Der Ort ist definitiv entspannt unterwegs, überall sieht man braungebrannte Surfer Boys und Girls mit ungekämmten Haaren. Jeder zweite Wagen ist ein Van und hat ein Surfbrett auf dem Dach. Alles ist so klein, dass ich Jörn und Timo per Zufall am nächsten Tag wieder treffe.

„Wat macht denn der Henne mit nem Surrrf-Brett? Na surrrfen!“

Nachdem ich mir einen Tag ein Fahrrad geliehen hab und zum Strand bin, geht’s am nächsten Tag aufs Wasser. Meine insgesamt dritte Kajaktour steht an, diesmal mit einem Sea Kayak. Wir sind mit insgesamt 10 Leuten und steuern die Insel gegenüber an. In der Gruppe ist auch ein Paar aus Stuttgart, er arbeitet für das DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) und hat bis vor kurzem die UBC (University of British Columbia) in Vancouver besucht, um dort eine Kooperation anzuleiern. Im Kajak kann ich leider keine Fotos machen, da wir alles wasserdicht im Boot verstaut haben. Es wird Zeit, dass ich mir endlich ne GoPro zulege.

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Als ich mit ein paar Leuten am nächsten Tag am Cox Bay Beach bin, ertönt plötzlich die Sirene aus den Lautsprechern. Eine Stimme erklärt, dass für diese Region eine Tsunami-Warnung ausgesprochen wurde, man sofort den Strand verlassen und für weitere Informationen das Radio einschalten solle. Alle gucken sich erstmal verunsichert an, es gab wohl schon ganz lange keine Warnung mehr für diese Strände. Also alle raus aus dem Wasser und rein ins Auto. Die Evakuierungsroute ist ausgeschildert und je nachdem, von wo aus man kommt, wird man zurück nach Tofino oder zum Flughafen geleitet. Wir folgen der Beschilderung zum Flughafen. Dort angekommen teilt uns ein Mitarbeiter mit, dass es sich um einen Fehlalarm handele: ‚Jemand hat den falschen Knopf gedrückt.‘ What??? Wie kann man denn bei sowas den falschen Knopf drücken?! Noch Tage später kursieren allerlei Gerüchte, was diesen Fehlalarm ausgelöst haben soll. Was auch immer passiert ist, mein Vertrauen in den kanadischen Tsunami-Warn-Apparat ist nicht gerade gestiegen.

Die folgenden Tage gestalten sich hingegen entspannt. Neben Burritos vom Tacofino-Truck gibt’s viel gemeinsame Freizeit mit Leuten, die ich vor Ort kennengelernt habe. Zum Abschluss geht’s Freitags und Samstags in Jack’s Pub wo ne Live Reggae Band spielt. So cool!

Tofino is what you make out of it.

Hätte ich mehr Zeit gehabt, ich wäre locker einen Monat geblieben. In Tofino trifft sich ein ganz besonderer Schlag Leute, alle laid back, gechillt, tolerant, easy goin’. Je länger ich dort war, desto mehr musste ich mein erstes Urteil über den Ort korrigieren. Anfangs kam mir alles ziemlich overrated und overpriced vor. Das Ufer entlang des Ortes ist zudem etwas verbaut. Ok, überteuert ist es immer noch. Aber man kann es schon aushalten.

Bevor ihr euch jetzt alle auf den Weg nach Tofino macht: Die einzigen, die wirklich nett sind, sind die UrlauberInnen und die ‚Auswärtigen‘, die hier den Sommer über arbeiten. Die Angestellten, egal ob im Café oder im Pizzaladen, sind durch die Bank unfreundlich. Und das soll für Kanada schon was heißen. Man kann auch sagen, dass die Einheimischen keinen Bock auf die ‚Terroristen‘ haben und „ihr“ Tofino bewahren möchten. Einerseits verständlich, andererseits ist hier außer Tourismus aber auch nichts zu holen, sorry for that.

Zurück in Victoria gab’s gleich ne klassische City Life Erfahrung. Ein junger, gepflegt aussehender Kerl gab sich als Student aus, ihm sei das Portemonnaie geklaut worden und er bräuchte dringend Geld für ’ne Nacht im Hostel. Ich bot an, ihn zum Hostel zu begleiten und eine Übernachtung für ihn zu bezahlen, da ich ihm kein Bargeld geben würde. Ab da wurde es interessant. Auf dem Weg zum Backpackers hatte er auf einmal sein Rad irgendwo vergessen und wir mussten nochmal zurückgehen. Kurz darauf, nachdem er zig mal nach Cash gefragt hatte, meinte er, nee, das wäre ihm unangenehm, wenn jmd. im Hostel für ihn zahlen würde. Er würde das Geld lieber selbst ‚fundraisen‘. Kein Problem, schönes Leben noch! Ich werde dir auch nicht sagen, dass deine schauspielerischen Qualitäten nicht mal fürs Kasperletheater auf der Kirmes ausreichen. Geschenkt.

Ansonsten ist Victoria eine richtig schöne, kleine Stadt mit vielen alten Häusern, die in Schuss gehalten wurden. Abends treffe ich mich nochmal mit den Jungs auf ein letztes Bierchen in Kanada. #schnief

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Die unberührte Natur auf Vancouver Island gibt es übrigens nicht mehr. 75% des nativen Regenwalds wurden inzwischen vernichtet und gegen Monokulturen ersetzt, auf dem Weg nach Tofino hab ich viele Waldstücke gesehen, die abgeholzt und mit neuen Sätzlingen bepflanzt waren. Stichwort Holzwirtschaft. Der native Regenwald, der noch steht, ist nicht mehr in seinem ursprünglichen Zustand. Die Wälder sind oft sehr hell, die Bäume sind kleiner. Und in der Nähe von Tofino wurden Rohstoffe gefunden, die natürlich unter Regenwald liegen.

In Victoria hab ich mich bewusst gegen das überteuerte Massenspektakel Whale-Watching entschieden. Es gibt immer weniger Wale hier, die Herden, die es noch gibt werden von den Schiffen verfolgt und zum Fototermin umzingelt. Ich war zudem überrascht, dass Kläranlagen hier auf der Insel Seltenheitswert haben. Fast das komplette Abwasser wird ins Meer geleitet. Also irgendwie bekomme ich gerade Hunger, wie wär’s mit Lachs?!

Morgen geht’s nach Seattle. Auf Wiedersehen, Kanada!

3 Kommentare

  1. Liebe Tanja, das ist ü-ber-aus unterhaltsam geschrieben – und hey: ist kein Trost, aber ‚Schland hat im Grunde auch nicht mehr viel unberührten /unveränderten Wald… too many people EVERYwhere….. Stay tuned & stay safe in the US !!!

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  2. „Haste mal ne Mark?“ Hättest den Typen ja mal zum lustischen Glückshasen direkt neben Henne schicken können 😂 – Leute gibt’s…. Wahnsinn
    Manchmal könnte man meinen du ziehst die kuriosen Ereignisse magisch an. Solltest du mal eine Biographie schreiben, ich würde sie kaufen (natürlich nur mit persönlicher Widmung versteht sich).
    Weiterhin gute Fahrt (ob zu Fuß, per Rad, per Bus, Bahn, Flug oder wie auch immer)

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