Vancouver Island, Grouse und Cypress Mountain

Frohes Neues 2016! Ich hoffe, ihr seid alle gut reingekommen. Mein ‚New Years Eve’ in Vancouver war recht entspannt mit Abendessen und Feuerwerk am Canada Place an der Waterfront. Zusammen mit Ellie ging’s erst zum Dinner in den Diner. Ich liebe diese alten Diner! Ok, das Essen ist meistens nicht das gesündeste, aber das Ambiente ist klasse und man begibt sich auf eine kleine Zeitreise. Old school Polster, Sitzkojen und viel Erstausstattung. Und wenn man 25 Cent investiert, kann man sich in der Musik-Box, jede Koje hat ne eigene, ein Lied aussuchen. Dort funktioniert noch alles manuell, zum Blättern muss man einen Hebel schieben, um ein Lied anzuwählen muss man die Knöpfe richtig fest eindrücken. Für ‚digital natives’ eine richtige Herausforderung! #WischenImpossible

Ich möchte jedoch erst noch zurückspulen auf die Zeit vor Weihnachten auf Vancouver Island. Dort hatte ich bei Liz (70) volunteert. Wie kam ich an den Kontakt zu Liz?! Es gibt Volunteer-Portale. Z. B. workaway.info, wwoof.net oder helpx.net. In Australien/Neuseeland hab ich meistens wwoofing gemacht, hier in Kanada probiere ich helpx aus. Man erstellt ein Profil als Helper oder Host und schon kann’s losgehen. Die Hosts sind ganz unterschiedlich, neben Bauerhöfen sind auch Hostels, Privathaushalte und sogar Boote dabei. Im Austausch für 4 bis 5 Stunden Arbeit am Tag erhält man drei Mahlzeiten, ein Bett für die Nacht und im besten Fall versteht man sich mit dem Host so gut, dass man auch gemeinsame Ausflüge macht. Über das Volunteering ist man ein Teil der Familie und lernt so sehr gut Land und Leute kennen.

Liz wohnt in Duncan, eine gute Stunde nördlich von Victoria. Sie benötigte Hilfe für die Weihnachtszeit, der Rücken macht ihr zu schaffen. Ihre Tochter Azenya wurde 40 und die Geburtstagsparty sollte in Liz’ Haus steigen. Also erstmal die Hütte auf Vordermann bringen, damit die Leute Platz zum Feiern haben. Es hat sich gelohnt. Und die Party war auch gut! Es gab viel leckeres Essen, ausreichend zu trinken und interessante Gespräche.

Nach einer Woche bei Liz ging’s pünktlich zu Weihnachten zurück nach Vancouver. Auch wenn sie mir angeboten hatte, länger zu bleiben … Ich wollte lieber unter Backpackern feiern. Kristina hatte zum Heiligabend-Schmaus in meiner alten WG eingeladen. Mit ihr und ihrer Freundin Sab hatten wir einen entspannten Abend mit lecker Futter und Bier.

Ich hatte euch ja erzählt, dass die KanadierInnen LED-mäßig so einiges aufgefahren hatten, hier nur ein paar Beispiele:

Im Gegensatz zu Deutschland kommt zwischen den Jahren nicht fast alles zum Erliegen, zumindest nicht in Vancouver. Nein, hier wird eifrig weiter gearbeitet und alle Geschäfte haben auf. Es gibt nur wenige Ausnahmen, z. B. den ersten Weihnachtstag, dann hat wirklich fast alles zu. Davor und danach sowie an den anderen Tagen herrscht ‚business as usual’.

Deshalb hatte ich an Weihnachten nochmal jede Menge Bewerbungen rausgehauen. Und siehe da, auf einmal fluppt es. Seitdem ich meinen Lebenslauf nochmal ’nachjustiert‘ habe läufts und ich werde zu Job-Interviews und zum Probearbeiten eingeladen.

 Sei schlau und stell dich dumm

Vielleicht lag’s vorher auch daran, dass ich überhaupt keine Lust hatte, mir für Mindestlohn (In B.C. 10.45$ = 7,42€) den Arsch aufzureißen. Nicht wenn der Blick auf mein Konto noch ein bisschen Freizeit erlaubt. Die meisten Arbeitgeber im Low-Pay-Sektor haben riesige Erwartungen an ihre Angestellten aber nur schmales Geld im Angebot. Man darf sich zudem glücklich schätzen, wenn man pünktlich bezahlt wird und dann auch die richtige Anzahl an Stunden auf dem Paycheck steht. Was hab ich da schon Geschichten gehört und selbst erlebt. Man ist auch nie um eine Ausrede verlegen, vielleicht kann man in Kanada sogar ein Paycheck-Excuses-For-Manager Seminar belegen. Entsprechend hoch ist die Fluktuation unter den MitarbeiterInnen, die meisten machen diese Jobs nur für den Übergang. Entweder während des Studiums oder bis sie in ihrem Beruf etwas finden. Oder als Backpacker weiterreisen!

Moderne Sklaverei dank zu niedrigem Mindestlohn

Von Cypress Mountain wurde ich zum (bezahlten) Probearbeiten eingeladen. Auf den Paycheck warte ich zwar noch, aber so konnte ich immerhin ein Freiticket für die Busfahrt dorthin ergattern. Anstelle 20$ nur Zero. Das Wetter war fantastisch!

Das Probearbeiten im dortigen Starbucks-Café ging so. Viel Training gab’s nicht, es war eher ein Sprung ins ‚kalte Wasser’. Die KollegInnen waren allesamt super nett. Aber es war stressig. Nicht nur ein bisschen, sondern richtig. Über Stunden stand eine Schlange von ca. 20 Menschen im Pisten-Outfit vor uns, und die wollte einfach nicht kleiner werden. Den Blick dieser Leute konnte man einfacher nicht deuten: ‚Ich hab Hunger und Durst, mach hinne!!!’ Immerhin hab ich nun schonmal Espresso-Tasten gedrückt und Milch aufgeschäumt und weiß jetzt: es kommt auf den Sound an!

Am Tag darauf ging’s zum Vorstellungsgespräch nach Grouse Mountain. Free Skyride zum Berg inklusive, logo. Auch hier, fantastisches Wetter. In der Stadt Nebel, auf dem Berg der schönste Sonnenschein. Auch wenn’s mit dem Housekeeping-Job nicht geklappt hat (not meant to be), die Aussicht war’s auf jeden Fall wert.

Um das Beste aus der Zeit zu machen sucht man sich Beschäftigung. Und wenn das Sightseeing so weit abgehakt ist, guckt man, was der Sport so hergibt. Und wenn man in Kanada ist, liegt es ja schon fast auf der Hand, was hier zum Must-To Do gehört:

Never say ice hockey!

Falls ihr mal mit KandierInnen über Eishockey plaudern wollt, sprecht bitte immer nur von ‚hockey’, niemals von ‚ice hockey‘. Das war so mit das erste, was man mir beigebracht hat. Nicht nur, dass Hockey in Kanada erfunden wurde. Nein, man ist ausgesprochen sportverrückt und bei Hockey versteht hier niemand Spaß. Die Spiele werden zelebriert, Kanada und die USA spielen gemeinsam in der NHL. Vor dem Spiel, klar, wird erstmal die Nationalhymne gespielt, anschließend werden die Spieler vorgestellt. Und dann kann’s auch schon losgehen. In den Pausen ist immer was los, damit der Puls oben bleibt. Bambinis, die kurz ihre Hockey-Künste zeigen dürfen. T-Shirts, die in die Menge geschossen werden. Oder man gewinnt einen Gutschein für die beste Cam-Performance, die Stadion-Kamera fängt nämlich die besten Poser ein. Ist schon ein Event, so ein Hockey-Spiel!

Blitzkrieg-Möwen auf Granville Island

Einer meiner letzten Ausflüge in Vancouver ging nach Granville Island. Eine kleine Insel mitten in Vancouver mit kleinen Lädchen und Markthalle, echt nett. Wer nicht so nett ist, sind die Möwen. Mein frisch gekauftes Sandwich wollte ich draußen in der Sonne essen. Einen Moment lang war ich abgelenkt, eine listige Möwe hat diesen Moment genutzt um eine Attacke auf mich zu starten. Kurz darauf glitt mir mein Essen aus der Hand. Nur Millisekunden später stürzten sich Möwen und Tauben auf mein Chicken Salad Sandwich! Ich hatte keine Chance, es zu verteidigen und hab’s auch garnicht erst versucht. Stichwort Überraschungsmoment. Diese Biester sind auf jeden Fall der beste Beweis dafür, dass sich gute Teamarbeit auszahlt!

Neben Tauben nun also auch Möwen (c) tanadia.com
Wer lesen kann ist klar im Vorteil

Die Jobsuche war zwischendurch schon echt ermüdend und frustrierend. Das war in Australien und Neuseeland wesentlich einfacher durch die working hostels. Einfach einchecken und man hatte irgendeinen Hiwi-Job, die Kohle stimmte auch meistens. In Kanada ist noch echte Handarbeit angesagt, von Tür zu Tür und vor allem online. Da tröstet es wenig, dass auch andere Schwierigkeiten haben, einen guten Job in Vancouver zu finden. Gut heißt, mehr als Mindestlohn, der im Übrigen ein Witz ist. Vancouver ist viel zu teuer. Die wenigsten Jobs sind Vollzeit, das meiste Teilzeit. So jongliert man oder frau dann mit zwei oder sogar drei Jobs, um über die Runden zu kommen. Welcome to the American way of life.

Um dem zu entgehen hatte ich mich wieder außerhalb von Vancouver beworben. Und was soll ich sagen, es hat geklappt. Die Konditionen sind fair, die Location ist top und es hätte nicht besser laufen können. Es ist Vollzeit, es wird hart und es wird gut!

Nach zwei Monaten in Vancouver geht es zurück nach Banff. Ende des Monats beziehe ich die Unterkunft für die Angestellten und kurz darauf wird los gelegt. Diesmal als ‚Room Attendant’ im noblen Fairmont Banff Springs, einem der besten Hotels Kanadas!

#happyhappy

Keep you posted!

4 Kommentare

  1. Supersache, dass du in Banff untergekommen bist 🙂 Meinen Glückwunschdazu – Room attendant ist eigentlich ganz spaßig… I speak out of experience… 😛 Immer gut, von Dir zu lesen, mate!

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